Jochpilze cf. Phycomyces blakesleeanus

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Spinnich
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Jochpilze cf. Phycomyces blakesleeanus

Beitrag von Spinnich »

Hallo,
auf der Wiese auf Sonnenblumenspelzen (ev. auch anderen Futterresten/Insekten) sind mir seit geraumer Zeit fädige Gebilde aufgefallen, die zunächst wie feine Wurzeln wirkten, die aus dem Boden ragten.
Mittlerweile sind aber deutlich lange pilzartige Hyphen mit anfangs gelben, später dunklen Köpfchen erkennbar, weshalb ich an "niedere Pilze" dachte.
Ich bin bei meiner Recherche inzwischen auf die Jochpilze, Klasse Zygomycetes, Ordnung Mucorales, gestoßen die allerdings wohl seit 2007 in einer neu geschaffenen Unterabteilung Mucoromycotina geführt werden.
Innerhalb dieser Ordnung sind mir die Phycomyces blakesleeanus als sehr ähnlich erschienen.
http://www.biologie.uni-konstanz.de/AGM ... ch2sem.htm
https://www.inaturalist.org/taxa/55113-Zygomycota
https://www.projectnoah.org/spottings/15745626
https://www.flickr.com/photos/rwolf/5400067316
Ob es tatsächlich diese Gattung und eventuell diese Art ist?
Wer kann da etwas dazu beitragen?
Meine Fotos zum Vergleich:

LG Dieter/Spinnich
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Phycomyces blakesleeanus?
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Phycomyces blakesleeanus?
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abeja
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Re: Jochpilze cf. Phycomyces blakesleeanus

Beitrag von abeja »

Hallo Dieter,
noch nie gesehen und gehört - aber die Richtung Jochpilze sollte stimmen - ich kenne selbst nur den Helmlingschimmel Spinellus fusiger.

Die Bilder sehen sehr passend aus, allerdings liest man so wenig zu Unterscheidungsmerkmalen zu ähnlichen Arten.
Phycomyces soll es 2 (oder 3 - je nach Auffassung) Arten geben.
Bei "Pilze Deutschland" sind 2 Arten gelistet P. blakesleeanus und nitens.
Es sind äußerst wenige Fundstellen in D. kartiert, was aber nichts über die tatsächliche Häufigkeit aussagt.

In den gängigen Pilzforen fand ich auch nicht viel, aber dann doch dieses hier (Bild nicht mehr vorhanden), die Beschreibung stimmt gut überein.
http://www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs ... ead=334688

Demnach sollte dein Fund auch (eher) Phycomyces nitens sein, wegen des Fundortes. P. blakesleeanus besiedelt Kot und Fett (ist des Öfteren in Kläranlagen zu finden). Andere Jochpilze mit soooo großen Sporangienträgern soll es nicht geben.

Abgesehen vom unterschiedlichen Fundort unterscheiden sich die Arten mikroskopisch (Sporen).
https://www.naturespot.org.uk/node/129196 ("Often grows on spilled seed/guano under bird feeders.")
https://www.mycodb.fr/fiche.php?genre=P ... ece=nitens
https://www.biodiversidadvirtual.org/ho ... 46179.html
(dort hat der Autor der Seite seinen Fund aber auch von einer Expertin (Uni) mikroskopieren lassen)

Ausführliche Infos zu Phycomyces (besonders zum Lebenszyklus) auf dieser Seite (Uni Sevilla)
http://institucional.us.es/phycomyces/P ... /home.html
Viele Grüße von abeja
Spinnich
Beiträge: 250
Registriert: Mo Okt 24, 2022 1:24 pm

Re: Jochpilze cf. Phycomyces blakesleeanus

Beitrag von Spinnich »

Danke schon mal für deine Recherchen.
Da muss ich nochmal in Ruhe nachlesen.

Was das Substrat anbelangt, bin ich etwas unsicher.
An den beiden anderen Futterplätzen gibt es unter den Futterspender nur Sonnenblumenspelzen u. Kerne und keine Pilze.
Neben den Kernen wurden zeitweilig auch getrocknete Larven, Mehlwürmer, Gammarus und Soldatenfliegenlarven
in die Futtersäulen über der Fundstelle zugefügt.
Des weiteren können besonders an dieser Futterstelle Fett-Reste von Meisenknödeln gelangt sein.
Wenn die Meisenknödel-Reste ursächlich für das Auftreten des Pilzes war, kann also auch das Substrat zu Phycomyces blakesleeanus passen.
Bei dem hohen Fett/Ölgehalt der runter geworfenen Kerne, würden die Pilze sicher die aufgeweichten Kerne etc. auch nicht verschmähen.
Die beiden Arten scheinen allerdings auf den ersten Blick auch nicht wirklich unterscheidbar.
Sicher auch nicht mit einem primitiven Binokular oder einem billigem USB-Mikroskob.

Jedenfalls schon mal gut, dass Du auch Richtung Jochpilze denkst.

LG Dieter 8-)
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