Anthriscus caucalis
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Bitte immer den Fundort (Land, Stadt, Habitat etc.) und das Funddatum angeben. TIPP: Je mehr Detailbilder ihr von einer Pflanze zeigt, also zum Beispiel Gesamtaufnahme der Pflanze, Blatt + Blüte von oben und unten, Stängel unten + oben, Früchte oder weiteres, desto größer ist der Bestimmungserfolg im Forum.
Bitte immer den Fundort (Land, Stadt, Habitat etc.) und das Funddatum angeben. TIPP: Je mehr Detailbilder ihr von einer Pflanze zeigt, also zum Beispiel Gesamtaufnahme der Pflanze, Blatt + Blüte von oben und unten, Stängel unten + oben, Früchte oder weiteres, desto größer ist der Bestimmungserfolg im Forum.
Anthriscus caucalis
Hallo,
sofern sich kein Einspruch regt, nehme ich an, dass es sich bei den Bildern um den Hunds-Kerbel handelt. Zwar gibt es noch keine Früchte, aber andere Merkmale (wie die Form der Behaarung der Blattunterseiten und der Blattscheiden) sollten für eine Identifizierung ausreichen. Diesen Doldenblütler habe ich gestern in großer Zahl (an die 100 Exemplare auf einer Strecke von mehreren hundert Metern) am Rand verschiedener Äcker in MTB 7531-23, westlich von Anwalting im Kreis Aichach-Friedberg, gefunden, weitab von bisherigen Fundpunkten. Da ich die Wege dort von etlichen Touren seit Jahren gut kenne, bin ich mir sicher, dass es die Pflanzen in den Vorjahren noch nicht gab. Woher kommen die so plötzlich? Saatgutverunreinigung? Oder ist die Art in irgendwelchen Blühmischungen enthalten? Oder hat jemand eine andere Idee?
Freundliche Grüße
Georg
sofern sich kein Einspruch regt, nehme ich an, dass es sich bei den Bildern um den Hunds-Kerbel handelt. Zwar gibt es noch keine Früchte, aber andere Merkmale (wie die Form der Behaarung der Blattunterseiten und der Blattscheiden) sollten für eine Identifizierung ausreichen. Diesen Doldenblütler habe ich gestern in großer Zahl (an die 100 Exemplare auf einer Strecke von mehreren hundert Metern) am Rand verschiedener Äcker in MTB 7531-23, westlich von Anwalting im Kreis Aichach-Friedberg, gefunden, weitab von bisherigen Fundpunkten. Da ich die Wege dort von etlichen Touren seit Jahren gut kenne, bin ich mir sicher, dass es die Pflanzen in den Vorjahren noch nicht gab. Woher kommen die so plötzlich? Saatgutverunreinigung? Oder ist die Art in irgendwelchen Blühmischungen enthalten? Oder hat jemand eine andere Idee?
Freundliche Grüße
Georg
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Re: Anthriscus caucalis
Hallo,
der Hunds-Kerbel macht aktuell riesige Probleme. Er ist seit etwa 10 jahren in dramatischer Zunahme und Ausbreitung bei mir in der Eifel. Ackerrandstreifen mit Veronica triphyllos, Scandix, Legousia nimmt er mit 100% Deckung ein, wenn man nicht aufpasst. Ich versuche zu Beginn der Extensivierung von solchen Streifen den Hund-Kerbel rauszuhalten. Wenn er einmal gefruchtet hat, ist es zu spät. Die Landwirte hatten in anfangs nicht auf dem Schirm.
der Hunds-Kerbel macht aktuell riesige Probleme. Er ist seit etwa 10 jahren in dramatischer Zunahme und Ausbreitung bei mir in der Eifel. Ackerrandstreifen mit Veronica triphyllos, Scandix, Legousia nimmt er mit 100% Deckung ein, wenn man nicht aufpasst. Ich versuche zu Beginn der Extensivierung von solchen Streifen den Hund-Kerbel rauszuhalten. Wenn er einmal gefruchtet hat, ist es zu spät. Die Landwirte hatten in anfangs nicht auf dem Schirm.
Re: Anthriscus caucalis
Hallo Georg,
richtig erkannt. Anthriscus caucalis breitet sich seit über einem Jahrzehnt in vielen Teilen Deutschlands aus, auch bei uns um Gießen, in Schleswig-Holstein, auf Amrum usw.
So wurde 2010 von Rudolf Höcker bei der GEFD gefragt: "Anthriscus caucalis als Ackerunkraut
Bislang fand ich mehr oder weniger individuenreiche Bestände des Hunds Kerbel hauptsächlich in nitrophilen Säumen, in Einzelexemplaren selten auch in Ruderalfluren. In den letzten Jahren häufen sich in Nordbayern Funde in Halmfruchtäckern auf überwiegend sandigen Substraten. Auch hier meist mit hohen Individuenzahlen. (Gleiche Beobachtungen machte A. Hager in der Oberlausitz).
Wer hat ähnliches beobachtet? Kennt jemand Literaturhinweise diese Entwicklung betreffend?"
Manche Äcker standen hier voll damit, der Hundskerbel schaute aus dem Getreide oder (meist) Raps oben raus. Von diesen Ackervorkommen geht er jetzt in angrenzende Gebüsche / Gehölze (nitrophile Säume, durch die Eutrophierung der Landschaft überall vorhanden). Die Ackerränder sind durch den Hundskerbel dann besetzt, er deckt durch die Blattrosetten den Boden ab und verhindert das hochkommen anderen Wildkräuter. Stand auch schon auf einer flachgründigen Felskuppe neben Spergula pentandra
Wir vermuten das der Hundskerbel mit Saatgut oder Maschinen in die Ferne verschleppt wird. Hauptsächlich ist er bei uns in zwei Bereichen verbreitet, die sich je einem Bauern zuordnen lassen. Tritt aber mittlerweile in kleinen Trupps auch in anderen Gemarkungen auf oder auch in den Ortschaften, wie Sonntag bei der Exkursion auf einer Baumscheibe an der Durchgangsstr., in Gießen in einem Vorgarten, an einer Hauswand in Parkplatzzufahrt.
Die Bauern und Agrarchemie sind aber schon auf das Kraut aufmerksam geworden, die passende Spritzmittelempfehlung ist den Bauern bekannt, Massenbestände sind seltener geworden. Die Ausbreitung geht andernorts weiter bzw. verlagert sich in angrenzende Gebüsche usw.
Gruß
Peter
richtig erkannt. Anthriscus caucalis breitet sich seit über einem Jahrzehnt in vielen Teilen Deutschlands aus, auch bei uns um Gießen, in Schleswig-Holstein, auf Amrum usw.
So wurde 2010 von Rudolf Höcker bei der GEFD gefragt: "Anthriscus caucalis als Ackerunkraut
Bislang fand ich mehr oder weniger individuenreiche Bestände des Hunds Kerbel hauptsächlich in nitrophilen Säumen, in Einzelexemplaren selten auch in Ruderalfluren. In den letzten Jahren häufen sich in Nordbayern Funde in Halmfruchtäckern auf überwiegend sandigen Substraten. Auch hier meist mit hohen Individuenzahlen. (Gleiche Beobachtungen machte A. Hager in der Oberlausitz).
Wer hat ähnliches beobachtet? Kennt jemand Literaturhinweise diese Entwicklung betreffend?"
Manche Äcker standen hier voll damit, der Hundskerbel schaute aus dem Getreide oder (meist) Raps oben raus. Von diesen Ackervorkommen geht er jetzt in angrenzende Gebüsche / Gehölze (nitrophile Säume, durch die Eutrophierung der Landschaft überall vorhanden). Die Ackerränder sind durch den Hundskerbel dann besetzt, er deckt durch die Blattrosetten den Boden ab und verhindert das hochkommen anderen Wildkräuter. Stand auch schon auf einer flachgründigen Felskuppe neben Spergula pentandra

Wir vermuten das der Hundskerbel mit Saatgut oder Maschinen in die Ferne verschleppt wird. Hauptsächlich ist er bei uns in zwei Bereichen verbreitet, die sich je einem Bauern zuordnen lassen. Tritt aber mittlerweile in kleinen Trupps auch in anderen Gemarkungen auf oder auch in den Ortschaften, wie Sonntag bei der Exkursion auf einer Baumscheibe an der Durchgangsstr., in Gießen in einem Vorgarten, an einer Hauswand in Parkplatzzufahrt.
Die Bauern und Agrarchemie sind aber schon auf das Kraut aufmerksam geworden, die passende Spritzmittelempfehlung ist den Bauern bekannt, Massenbestände sind seltener geworden. Die Ausbreitung geht andernorts weiter bzw. verlagert sich in angrenzende Gebüsche usw.
Gruß
Peter
alte Botanikerweisheit: man sieht nur was man kennt
Re: Anthriscus caucalis
Auch eine Pflanze,die in Berlin flächendeckend vorkommt. In Brandenburg (um Lebus) teilt er sich den Bereich unter den Sträuchern mit Anthriscus cerefolium var. trachyspermus.
Re: Anthriscus caucalis
Herzlichen Dank für eure sehr informativen Beiträge!
Ich habe inzwischen ein wenig recherchiert. Bei Brandes (2007, in: Hercynia N.F. 40: 139-151) heißt es noch, Anthriscus caucalis sei als Ruderalart „auf sandig-schluffigen Böden, zumeist im Halbschatten von Hecken, Straßenbäumen oder Feldgehölzen“, dann auch „auf Randflächen von Verkehrsanlagen und Industrieflächen“ anzutreffen - Binnenhäfen werden als solche neuen Habitate genannt. Nun scheint sich der Habitatswechsel hin auf landwirtschaftlich genutzte Flächen in einer massiven Ausbreitung der Art auszuwirken. So ist in der aktuellen Online-Präsentation eines deutschen Herstellers von Pflanzengiften zu lesen, der Hunds-Kerbel sei "das Problem Nr. 1" unter den 'Ackerunkräutern'.
Freundliche Grüße
Georg
Ich habe inzwischen ein wenig recherchiert. Bei Brandes (2007, in: Hercynia N.F. 40: 139-151) heißt es noch, Anthriscus caucalis sei als Ruderalart „auf sandig-schluffigen Böden, zumeist im Halbschatten von Hecken, Straßenbäumen oder Feldgehölzen“, dann auch „auf Randflächen von Verkehrsanlagen und Industrieflächen“ anzutreffen - Binnenhäfen werden als solche neuen Habitate genannt. Nun scheint sich der Habitatswechsel hin auf landwirtschaftlich genutzte Flächen in einer massiven Ausbreitung der Art auszuwirken. So ist in der aktuellen Online-Präsentation eines deutschen Herstellers von Pflanzengiften zu lesen, der Hunds-Kerbel sei "das Problem Nr. 1" unter den 'Ackerunkräutern'.
Freundliche Grüße
Georg
- Anagallis
- Unfreundlicher Muffkopf
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- Registriert: Mi Jun 22, 2022 7:54 pm
- Wohnort: Enzkreis, an der Grenze zum Landkreis Karlsruhe
Re: Anthriscus caucalis
Den Ausführungen entnehme ich, daß der Hund-Kerbel in anderen Teilen Deutschlands noch eher "wenig" verbreitet ist im Vergleich zur Oberrheinebene. Ich kann hier keine hundert Schritt mehr weit gehen, ohne auf Kolonien zu stoßen.
Dominik
Re: Anthriscus caucalis
Tja, so unterschiedlich sind die Floren in den einzelnen Regionen. Schau dir mal die BIB-Verbreitungskarte an: südlich der Donau bisher eine Handvoll Fundmeldungen. Im weiten Umkreis von Augsburg noch überhaupt nichts. Ich habe die Art auch erst vorletztes Wochenende zum ersten Mal gesehen - in Mücheln am Rand des NSG Gimritz
Freundliche Grüße
Georg

Freundliche Grüße
Georg
Re: Anthriscus caucalis
Ich habe die Art noch gar nicht gesehen. Aber wird sich ja wohl bald ändern, wenn sie so im Vormarsch ist.Maltus hat geschrieben: Di Mai 07, 2024 10:05 pm Tja, so unterschiedlich sind die Floren in den einzelnen Regionen. Schau dir mal die BIB-Verbreitungskarte an: südlich der Donau bisher eine Handvoll Fundmeldungen.
Hier im Hegau-Bodenseegebiet fehlen auch andere in starker Ausbreitung befindliche Arten noch wie z. B . Torilis arvensis oder Crepis pulchra.
Gruß Thomas
Flora der Alpen und angrenzender Gebiete:
http://www.tkgoetz.homepage.t-online.de ... ahome.html
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Re: Anthriscus caucalis
Hallo Dominik,Anagallis hat geschrieben: Di Mai 07, 2024 9:47 pm Den Ausführungen entnehme ich, daß der Hund-Kerbel in anderen Teilen Deutschlands noch eher "wenig" verbreitet ist im Vergleich zur Oberrheinebene. Ich kann hier keine hundert Schritt mehr weit gehen, ohne auf Kolonien zu stoßen.
wo in der Rheinebene bist du denn?
In meiner Gegend, zwischen Baden-Baden und Offenburg sehe ich die Pflanze nicht....
Grüße
Christian
Grüße
Christian
„Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“ – Charles Darwin
Christian
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Re: Anthriscus caucalis
Häufig ist die Art besonders in den Sandgebieten zwischen Rastatt und Frankfurt, aber auch in der Vorderpfalz. Gut möglich, dass sie weiter südlich noch etwas seltener ist. Das wird sich aber bald ändern. Gruß Michael