Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
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Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
Hallo zusammen,
und jetzt noch der Knaller des Tages. Wie schon weiter unten geschrieben, sind Campingplätze immer für Überraschungen gut. Diese war aber extrem unerwartet. Eigentlich wollten wir (Dominik und ich) den Campingplatz bei Neuenburg eher für Dinge wie Trifolium oder Soliva sessilis absuchen. Im Frühjahr hatten wir dort schon viele seltene Erythrospermen gefunden, daher kannte ich die "Verdachtsstelle" schon.
Auf sandigen Stellplätzen und Scherrasen fanden wir eine große, vollständig etablierte Kolonie (mehrere 1000 Exemplare) einer sehr "auffällig anderen" Komposite. Zunächst erinnerte sie mich aufgrund der Blätter an Sonchus tenerrimus, aber an den glockigen Hüllen kann man Sonchus schnell ausschließen. Kurze Recherche führte uns dann aber in die richtige Richtung: das ist Crepis bursifolia! (https://www.mittelmeerflora.de/Zweikeim ... bursifolia)
Die Art ist eigentlich unverwechselbar wegen der Blattform, der nicht ausgebauchten, glockigen Hülle und den verfärbten Narbenästen, die wie bei einem Taraxacum aussehen. Der Name ist gut gewählt - die Blätter erinnern tatsächlich an Capsella bursa-pastoris.
Sie ist west- bis zentralmediterran. In der Schweiz wurde sie schon um Genf eingeschleppt gefunden, und jetzt hat sie ihren Weg nach Norden fortgesetzt. Bisher gibt es noch keinen Hinweis, dass sie jemals in Deutschland gefunden worden wäre. Die Population bei Neuenburg ist auf jeden Fall gut etabliert. So viele wie das sind, ist die Art sicherlich da schon längere Zeit unerkannt vorhanden.
Gruß Michael
und jetzt noch der Knaller des Tages. Wie schon weiter unten geschrieben, sind Campingplätze immer für Überraschungen gut. Diese war aber extrem unerwartet. Eigentlich wollten wir (Dominik und ich) den Campingplatz bei Neuenburg eher für Dinge wie Trifolium oder Soliva sessilis absuchen. Im Frühjahr hatten wir dort schon viele seltene Erythrospermen gefunden, daher kannte ich die "Verdachtsstelle" schon.
Auf sandigen Stellplätzen und Scherrasen fanden wir eine große, vollständig etablierte Kolonie (mehrere 1000 Exemplare) einer sehr "auffällig anderen" Komposite. Zunächst erinnerte sie mich aufgrund der Blätter an Sonchus tenerrimus, aber an den glockigen Hüllen kann man Sonchus schnell ausschließen. Kurze Recherche führte uns dann aber in die richtige Richtung: das ist Crepis bursifolia! (https://www.mittelmeerflora.de/Zweikeim ... bursifolia)
Die Art ist eigentlich unverwechselbar wegen der Blattform, der nicht ausgebauchten, glockigen Hülle und den verfärbten Narbenästen, die wie bei einem Taraxacum aussehen. Der Name ist gut gewählt - die Blätter erinnern tatsächlich an Capsella bursa-pastoris.
Sie ist west- bis zentralmediterran. In der Schweiz wurde sie schon um Genf eingeschleppt gefunden, und jetzt hat sie ihren Weg nach Norden fortgesetzt. Bisher gibt es noch keinen Hinweis, dass sie jemals in Deutschland gefunden worden wäre. Die Population bei Neuenburg ist auf jeden Fall gut etabliert. So viele wie das sind, ist die Art sicherlich da schon längere Zeit unerkannt vorhanden.
Gruß Michael
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Re: Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
Toll, was du alles findest!
- Anagallis
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Re: Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
Ist ja kein Zufall, daß wir dauernd auf Campingplätzen unterwegs sind.
Dominik
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Re: Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
Wobei man fairerweise sagen muss, dass die Idee mit den Campingplätzen von den Holländern und Belgiern stammt, nicht von uns. Die Geschichte funktioniert aber wirklich erstaunlich gut.
Gruß Michael
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Re: Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
Ich denke die Sache funktioniert in der Rheinebene oder im Süden von Deutschland. Hier in Berlin gibt es keine hochfrequentierten Campingplätze. Viele Arten sind hier (noch) nicht vorhanden, wäre mal interessant zu erfahren, wie es in Sachsen, Thüringen so aussieht auf den Campingplätzen.
- Anagallis
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Re: Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
Vor allem sind Plätze interessant, wo viele Leute auf der Durchreise sind: In Grenzregionen, entlang frequentierter Reiserouten, an Festplätzen mit überregionaler Bedeutung.Garibaldi hat geschrieben: Di Jun 25, 2024 5:24 pm Hier in Berlin gibt es keine hochfrequentierten Campingplätze.
Dominik
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Re: Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
Dazu kommt noch, dass die Plätze oft einen hierzulande seltenen Biotop zur Verfügung stellen: Schotterige oder steinige, ungedüngte Offenböden bzw. lückige, magere Scherrasen und Trittstellen. Da passen dann die mediterranen Arten solcher Lebensräume prima hin, insbesondere dann, wenn sie auch noch tritt- oder befahrensresistent sind (so wie viele Trifolium- oder Medicago-Arten).
Und das Einschleppen passiert offensichtlich häufiger als z. B. in Häfen oder Güterbahnhöfen. Da reicht dann schon aus, wenn die tage- oder wochenlang am Mittelmeer mit Samen "imprägnierte" Fußmatte auf der Rückkehr ausgeklopft wird.
Gruß Michael
Und das Einschleppen passiert offensichtlich häufiger als z. B. in Häfen oder Güterbahnhöfen. Da reicht dann schon aus, wenn die tage- oder wochenlang am Mittelmeer mit Samen "imprägnierte" Fußmatte auf der Rückkehr ausgeklopft wird.
Gruß Michael
Re: Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
Interessanter Fund. Ich kenne Crepis bursifolia aus Paris. Da steht sie fast an jedem Straßenrand.
Re: Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
In Ligurien ist die Art in jedem Tritt- und Zierrasen häufig.
Gruß Thomas
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Re: Crepis bursifolia L. - Hirtentäschelblättriger Pippau [neu für D!]
hegau hat geschrieben: Mi Jun 26, 2024 11:27 am In Ligurien ist die Art in jedem Tritt- und Zierrasen häufig.
Danke! Dann ist ja ziemlich klar, wo sie herkommt. Erstaunlich eigentlich, dass sie noch nie in D gemeldet wurde. Gruß MichaelArthur hat geschrieben: Mi Jun 26, 2024 11:04 am Interessanter Fund. Ich kenne Crepis bursifolia aus Paris. Da steht sie fast an jedem Straßenrand.