Kraichgauer hat geschrieben: Fr Aug 16, 2024 6:48 pmDer Abstand ist wohl zu gering, und es gibt auch keine konsistenten Trennmerkmale.
Es ist Unfug, vom "Abstand" zu reden wie von etwas, was man mit dem Lineal messen könnte. Der ist in der Taxonomie immer gesichtspunktabhängig. Und für die Nomenklatur wäre Kontinuität das Allerwichtigste! Das "mittlerweile Neueste" ist da überhaupt kein gescheites Kriterium. (Ceterum censeo...)
Nicht ganz. In der Zoologie, die sowieso meist vernünftiger als die Botanik ist, setzt sich langsam eine Ansicht durch, dass als Kriterium für die Trennung von Gattungen (und Familien?) ein gewisser Mindestprozentsatz von Gendifferenzen notwendig ist, also der "Abstand". Ich habe neuerdings auch schon botanische Arbeiten gesehen, die ähnlich argumentieren.
Kraichgauer hat geschrieben: Sa Aug 17, 2024 8:56 pm ein gewisser Mindestprozentsatz von Gendifferenzen..., also der "Abstand"
Eben. Es wird davon ausgegangen, dass man "Gendifferenzen" objektiv abzählen kann, und das ist eine Illusion. Es wird immer erstmal festgelegt, was als "Gen" (Marker) und was davon noch als gleich oder schon als ungleich gelten soll, und dann kann man zählen. Aber die Festlegungen selbst sind gesichtspunktabhängig.
Auf jeden Fall eine äußerst spannende Lektüre für die Code-Experten, danke dafür! Auch bei der Botanik gibt es ähnliche Dramen. Ich sage nur: Christenhusz et al. "Global Flora"...
Mein Kommentar über die "vernünftigere Zoologie" bezieht sich unter anderem auf die Tatsache, dass die Zoologie die umkombinierenden Autoren bei Neukombinationen weglässt und einfach den ursprünglichen Autor in Klammern setzt. Damit entfällt das gesamte Eitelkeits-Kriterium für Umkombinationen, und es gibt deutlich weniger Umkombinationen als in der Botanik.
Ein anderes, äußerst hilfreiches Vorgehen ist, dass man in der Zoologie Namen neuerdings nicht umständlich als "nom. rej." quasi gerichtlich zurückweisen lassen muss, sondern ein Autor selber einen alten Schubladen-Namen als nom. rej. deklarieren kann, der das auch bleibt, solange keiner Widerspruch einlegt.
Und drittens die Handhabung der Subspezies als "strikt räumlich getrennte, aber noch nicht vollständig eigenständige Taxa". Nach diesen Kriterien müssten die botanischen Subspezies eigentlich fast alle nur Varietäten sein.
apankura hat geschrieben: Di Aug 20, 2024 4:38 pmauch nicht besser
Wobei es aber unter bestimmten Gesichtspunkten auch recht aufschlussreich sein könnte, mal die gelben und grünen Anakondas stärker einander gegenüberzustellen (ohne die etablierte Nomenklatur umzuschmeißen).