Orobanche minor?

Bestimmungsanfragen für europäische Wildpflanzen.
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Flor_alf
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Orobanche minor?

Beitrag von Flor_alf »

Hallo zusammen,
hier ein paar Bilder von einer Orobanche auf einer Einsaatwiese (Lolium, Trifolium repens), die ich als Orobanche minor ansehe. Dazu zwei Fragen: Ist die Bestimmung korrekt? Und, ist die bei der Einsaat die Orobanche gleich mitgeliefert worden?
Ich habe noch nie soviele Orobanchen auf einer Fläche gesehen und in den angrenzenden Flächen fehlt sie völlig. Auch ist O. minor in der Region um Rottenburg bisher selten, ich sehe sie allerdings im Boedenseeraum in Ausbreitung.
Ist jemand so ein Fall schon mal unter die Augen gekommen?
Die Aufnahmen stammen von Weiler bei Rottenburg auf ca. 450 m NN und sind vom der letzten Sonntag.
Viele Grüße
Alfred
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Kraichgauer
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Re: Orobanche minor?

Beitrag von Kraichgauer »

Für mich sieht das wie O. minor aus. Und ja, die vagabundiert herum, und an fast keiner Stelle, an der sie auftritt, findet man sie 2-3 Jahre später noch. Die Theorie, dass die Samen mit Einsaaten bzw. Mahdgut verschleppt werden, klingt für mich durchaus plausibel.

Weltweit gilt sie ja eher als Problempflanze auf zahlreichen Wirtspflanzen, so dass ich es schon immer verwunderlich fand, warum sie bei uns so selten ist. Vielleicht ändert sich das ja künftig. (Meine schrägsten Aufnahmen von O. minor sind aus Cilaos auf La Réunion, wo sie in einem Balkonkasten (!) auf Kapuzinerkresse stand. Die hat also durchaus das Potenzial, komische Dinge zu tun.)

Gruß Michael
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Anagallis
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Re: Orobanche minor?

Beitrag von Anagallis »

O. minor ist richtig.

O. minor kann schon im Keimjahr zur Blüte kommen. Meist sind sie aber zwei- oder mehrjährig. Das hängt wesentlich von der Nährstoffversorgung durch den Wirt ab. Auf einem gut gedüngten Feld ist eine Verschleppung durch Saatgut also denkbar. Allerdings enthalten die Samen Öl, das für eine lange Haltbarkeit sorgen kann (bei manchen Arten 10 bis 12 Jahre). Die Samen keinen außerdem nur bei Kontakt mit der Wirtswurzel. Die Keimung wird durch chemische Reizstoffe ausgelöst. Die Samen sind extrem leicht, nur ca. ein millionstel Gramm, da dürfte die Entfernung aus dem Saatgut sehr schwer sein. (KREUTZ, 1995)

KREUTZ, 1995, Orobanche, Die Sommerwurzarten Europas

Meine Vorgartenpflanzen hatten letztes Jahr ja einen höchststand von über hundert Pflanzen auf 1,5 qm erreicht. Lathyrus latifolius schmeckt ihnen ausgezeichnet, aber nachdem ich die etwas reduziert habe, futtern sie auch Pentaglottis sempervirens auf und was da sonst noch so rumsteht.
Dominik
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Anagallis
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Re: Orobanche minor?

Beitrag von Anagallis »

In der Flora-BW steht das alles schon so ähnlich drin: Mit dem Bevölkerungswachstum und der dadurch bedingten Zunahme der Viehhaltung und wiederum des Futtermittelanbaus (Klee, Esparsette Luzerne) nachm die aus dem Mittelmeerraum stammende O. minor ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu. Verbreitungsschwerpunkte waren (und sind) Hegau und Bodenseegebiet. Nach 1950 nahm die Art parallel zum Rückgang des Futtermittelanbaus wieder ab. Vermutet wird die Verschleppung über Futtermittelsaatgut. Möglicherweise beobachten wir gerade eine erneute, klimabedingte Ausbreitung.

@Maltus: Wo ist Dein Beitrag hin? Versehentlich gelöscht? Die Antwort darauf hängt jetzt etwas in der Luft.
Dominik
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