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Re: 3-blättriger, verwachsenblättriger & vielklausiger Stachys recta subsp. recta

Verfasst: So Dez 15, 2024 9:01 pm
von BlonBoah
Manfrid hat geschrieben: So Dez 15, 2024 9:08 am Aus den Achseln der - hier einzeln stehenden - Blätter entspringt ja jeweils ein Seitentrieb (normal kreuz-gegenständig belaubt).
Das klingt überzeugend! ;)

Vielen Dank noch mal für deine ausführliche Antwort!
Wirklich interessant, sich mal mehr mit so einer Mutation zu beschäftigen!

Liebe Grüße
Noah

Re: 3-blättriger, verwachsenblättriger & vielklausiger Stachys recta subsp. recta

Verfasst: Mo Dez 16, 2024 10:50 am
von Manfrid
Noch eine morpho-detektivische Überlegung:
Es ist sicher kein Zufall, dass der Versuch einer Normalisierung der Blattstellungsverhältnisse gerade am Übergang vom vegetativen zum generativen Wachstum sichtbar wird: Vorher bilden die fusionierten Achselprodukte der fusionierten Tragblätter jeweils einen normalen Seitentrieb, der für eine Normalisierung der Verhältnisse an der Hauptachse nichts übrig lässt. Beim blütenstandsspezifischen Rückstau wüchsiger Seitentriebe zu kurzen, hauptachsennahen Cymen kann dann die Hauptachse etwas für ihre Normalisierung abzweigen. Also, ich denke schon, dass die Annahme des Hereinspielens von Vorblattanlagen der Seitentriebe sowohl in das Dreierblatt als auch in die obersten weitgehend normalisierten Blütentragblatt-Paare nicht ganz verkehrt war.
Manfrid hat geschrieben: Do Dez 12, 2024 7:22 pmDa würde sich dann das 3-lappige Blatt evtl. als Verwachsungsprodukt von Tragblatt und Vorblattpaar erklären lassen.
Das nächstobere Blatt ist dann nochmal einzeln. Es ist "virtuell" mit dem dritten, also überzähligen Lappen des Blattes darunter zu einem normalen Paar zu ergänzen. Danach kann es dann zunehmend normalisiert weitergehen.

Re: 3-blättriger, verwachsenblättriger & vielklausiger Stachys recta subsp. recta

Verfasst: Mo Dez 16, 2024 6:36 pm
von BlonBoah
Hallo Manfrid,
es wird immer interessanter!
Manfrid hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 10:50 am Vorher bilden die fusionierten Achselprodukte der fusionierten Tragblätter jeweils einen normalen Seitentrieb, der für eine Normalisierung der Verhältnisse an der Hauptachse nichts übrig lässt.
Du meinst also, dass nur, weil genau wie das Blattpaar auch die zwei Blattachseln fusioniert sind, ein normaler Seitentrieb daraus entspringen kann, da das Wachstumsvermögen zweier Blattachseln dann in einen Trieb fließt, sodass dieser sich normal ausbilden kann, aber da die Kraft dann in die Seitentriebe fließt, muss die Hauptachse weiterhin die Blattpaare fusionieren lassen?
Manfrid hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 10:50 am Beim blütenstandsspezifischen Rückstau wüchsiger Seitentriebe zu kurzen, hauptachsennahen Cymen kann dann die Hauptachse etwas für ihre Normalisierung abzweigen.
Da in den oberen Blattachseln "nur noch" Zymen stehen, soll sich die Hauptachse dann normalisieren können?
Aber kosten Blütenstände die Pflanze nicht genau so viel (wenn nicht sogar noch mehr) Kraft, als vegetative Seitentriebe?
Manfrid hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 10:50 am Also, ich denke schon, dass die Annahme des Hereinspielens von Vorblattanlagen der Seitentriebe [...] in die obersten weitgehend normalisierten Blütentragblatt-Paare nicht ganz verkehrt war.
Hat Stachys recta denn Vorblattanlagen im Blütenstand? Denn bei normal ausgebildeten Trieben sitzen die Blüten ja auch (scheinbar) direkt in in den Achseln der Tragblätter (ohne Vorblätter).
Manfrid hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 10:50 am Das nächstobere Blatt ist dann nochmal einzeln. Es ist "virtuell" mit dem dritten, also überzähligen Lappen des Blattes darunter zu einem normalen Paar zu ergänzen.
Aber es ist trotzdem ein verwachsenes Blattpaar?

Ich hoffe, das sind jetzt nicht zu viele Fragen! :)

Liebe Grüße
Noah

Re: 3-blättriger, verwachsenblättriger & vielklausiger Stachys recta subsp. recta

Verfasst: Mo Dez 16, 2024 9:17 pm
von Manfrid
BlonBoah hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 6:36 pmDu meinst also, dass nur, weil genau wie das Blattpaar auch die zwei Blattachseln fusioniert sind, ein normaler Seitentrieb daraus entspringen kann, da das Wachstumsvermögen zweier Blattachseln dann in einen Trieb fließt, sodass dieser sich normal ausbilden kann, aber da die Kraft dann in die Seitentriebe fließt, muss die Hauptachse weiterhin die Blattpaare fusionieren lassen?
Ja, so denke ich.
BlonBoah hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 6:36 pmDa in den oberen Blattachseln "nur noch" Zymen stehen, soll sich die Hauptachse dann normalisieren können?
Korrekt.
BlonBoah hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 6:36 pmAber kosten Blütenstände die Pflanze nicht genau so viel (wenn nicht sogar noch mehr) Kraft, als vegetative Seitentriebe?
Nachher, wenn die Früchte reifen. Aber erstmal, in der Anlage, sind die Cymen ja viel kleiner als Bereicherungstriebe (Parakladien).
BlonBoah hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 6:36 pm
Manfrid hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 10:50 am Also, ich denke schon, dass die Annahme des Hereinspielens von Vorblattanlagen der Seitentriebe [...] in die obersten weitgehend normalisierten Blütentragblatt-Paare nicht ganz verkehrt war.
Hat Stachys recta denn Vorblattanlagen im Blütenstand? Denn bei normal ausgebildeten Trieben sitzen die Blüten ja auch (scheinbar) direkt in in den Achseln der Tragblätter (ohne Vorblätter).
Die beiden Seitenblüten einer Cyme haben der Anlage nach Tragblätter. Das sind die Vorblätter des (hier generativen) Seitentriebes. Die verkümmern zwar normalerweise, aber gerade beim Übergang von den großen Bereicherungstrieben zu den kleinen Partialfloreszenzen (Cymen) können sie schon mal voll ausgebildet werden. Da denke ich zunächst an die beiden Seitenlappen des dreilappigen Blattes. Der Mittellappen entspräche dem Tragblatt der ganzen Cyme.
BlonBoah hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 6:36 pm
Manfrid hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 10:50 am Das nächstobere Blatt ist dann nochmal einzeln. Es ist "virtuell" mit dem dritten, also überzähligen Lappen des Blattes darunter zu einem normalen Paar zu ergänzen.
Aber es ist trotzdem ein verwachsenes Blattpaar?
Im Prinzip ja. So, wie auch der Mittellappen des dreilappigen Blattes darunter. Aber weil es jeweils schon weitgehend zu einem Gebilde vereinigte Paare sind, können sie sicher zugleich mit einem anderen Blatt ihrerseits nun ein "richtiges" Paar bilden.
So etwa. Man sieht jedenfalls, wie so eine "Mutation" nun nicht das Wachstum in einer völlig anderen Schiene verlaufen lässt, sondern zur Normalität zurück strebt. Und interessant ist eben, dass das offenbar nicht einfach durch Neu-Aufspaltung der zuvor vereinigten Blattpaare im Zuge der Erstarkung des zunächst mickerigen Triebes erreicht werden konnte. Das sind Beobachtungen, die man öfter machen kann bei derlei Entgleisungen des Wachstums. Es muss auf neuen Wegen zu den passenden Verhältnissen zurückgefunden werden.

Re: 3-blättriger, verwachsenblättriger & vielklausiger Stachys recta subsp. recta

Verfasst: Di Dez 17, 2024 8:07 am
von BlonBoah
Hallo Manfrid,
vielen Dank! Dann habe ich es verstanden.
Manfrid hat geschrieben: Mo Dez 16, 2024 9:17 pm Es muss auf neuen Wegen zu den passenden Verhältnissen zurückgefunden werden.
Das finde ich vor allem interessant!
Dass die Pflanze erst wieder die Verhältnisse normalisiert, bevor sie normalisiert weiterwächst.

Liebe Grüße
Noah