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Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 12:58 am
von botanix
Hallo,
die im Edit oben zitierten Ausführungen sagen zweierlei: einmal schreibt Oberdorfer 1971 das der Standort nach Felsabbruch in den 1930er Jahren verschollen sei und andererseits das die angegebenen Quellen Schurhammer 1929 und Kummer 1946 nichts bezüglich dieses Fundorts beinhalten. Das der Fundort bereits im Hegi 1928 steht wird nicht erwähnt.
Da der Bereich zwischen den beiden bekannten Vorkommen liegt, scheint es nicht gänzlich ausgeschlossen zu sein.
Vielleicht gibt ein Vergleich der MTB vor 1930 und nach 1940 in Bezug auf veränderte Felssignaturen in der Karte einen Hinweis auf den Fundort (falls er tatsächlich bestand!).
Die Frage ist, ob du das Wagnis eingehen willst einen ganzen Tag ein seit fast 100 Jahren verschollenes, dazu noch fragliches Vorkommen, auf den exponierten(!) Felsköpfen zu suchen.
Grüße
Peter
Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 11:00 am
von Anagallis
Hat das jemand?
Oberdorfer, E. (1971): Die Pflanzenwelt des Wutachgebietes In: Die Wutach - Naturkundliche Monographie einer Flußlandschaft. - Natur u. Landschaftsschutzgebiete Bad.-Württ. 6: 261-321; Freiburg
Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 1:29 pm
von Kraichgauer
Ja, steht bei mir. Kannst Du gerne einsehen, ist leider noch nicht digitalisiert.
Aber darin steht S. 280 nur der Satz "Ein (nach SCHURHAMMER von KUMMER entdecktes) Vorkommen der alpin-mediterranen Scorzonera austriaca (mit den nächsten Fundorten an der Küssaburg oder im Hegau) ist leider mit einem Felsabbruch seit Ende der Dreißiger Jahre verschollen." Mehr nicht. Keine Angaben zur exakten Stelle.
Gruß Michael
Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 1:48 pm
von Kraichgauer
Svampskogen hat geschrieben: So Mai 25, 2025 9:07 pm
(habe aber halt auch die Originalstudie nicht angeschaut)
Die Hauptstudie von 2020 ist open access erhältlich:
https://phytokeys.pensoft.net/issue/2840/
Die erschien mir damals sehr gut gemacht und hat außerdem ein paar echte Koryphäen als Autoren, und 2020 ist ja schon im Zeitalter von sehr guter Genetik.
Nur an die weiteren Splittergattungen von Yildirim et al. glaube ich nicht so recht, die dürften meistens in Gelasia gehören. Yildirim behandelt darin hauptsächlich die kleinasiatischen Arten von Scorzonera s. l., die in der o. g. Studie nicht enthalten waren.
Gruß Michael
Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 2:08 pm
von botanix
Hallo,
das wird ja immer vager und dubioser.
Aber noch in Oberdorfers Pflanzensoziologischer Exkursionsflora (UTB 1828), Ausgabe von 1994 steht: HRh (Küssaburg), Ba (Wutach, verschollen), Bo (Engen).
Jetzt wäre doch interessant was genau im HEGI 1928 als erster uns bekannter Quelle steht, denn Schurhammer, Kummer und Oberdorfer datieren später.
Wer hat die zitierte Literatur und spielt den Detektiv um den Sachverhalt zu klären?
Ein Herbarbeleg von der Wutach könnte die Zweifel zerstreuen, ob irgendwo vorhanden?
Oder haben die nur Stille Post gespielt...
Grüße
Peter
Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 2:34 pm
von Anagallis
Also, Hegi Band VI/2 von 1929 laut Dateiname, wobei das Jahr im Scan nicht drinsteht:
In Deutschland nur in Baden am Küssaberg bei Bechtersbohl (oberhalb Waldshut) und mit Festuca glauca auf Hauptmuschelkalkfelsen zwischen Wutachmühle und Bad Boll.
Bei Küssaberg stehen noch um die dreißig Pflanzen (früher "reichlich"). Das Vorkommen im Hegau war 1929 noch nicht bekannt und wird darum nicht erwähnt. Von dort stammen die Fotos im ersten Beitrag. 2025 eine, akut von Verbuschung bedrohte Pflanze. Leider stehen im Hegi keine Quellenangaben.
Die vermuteten Quellen "Schurhammer" und "Kummer" könnten schon deswegen nicht die Erstangaben sein, weil diese nach dem Hegi erschienen.
Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 4:20 pm
von botanix
Hallo,
alles merkwürdig.
Früher sind solche seltenen Funde oft über Jahre hinweg mit Herbarbelegen dokumentiert. Sollte sich hier nichts finden lassen?
Die von Oberdorfer falsch angegebenen Quellen, kann passieren, vielleicht ist unter anderer Jahreszahl bei den beiden etwas zu finden?
Jedenfalls scheint Oberdorfer doch genauere Informationen gehabt zu haben, wenn er später angibt das die Fundstelle nach einem Felssturz verschollen ist. Und dies auch noch 50 Jahre danach in seiner Flora so steht.
Grüße
Peter
Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 4:45 pm
von Kraichgauer
Im Übrigen ist das "Boll" an der Wutachschlucht, ein Weiler nördlich von Bonndorf, NICHT identisch mit dem tatsächlichen Bad Boll an der Schwäbischen Alb. Das ist ein Fehler, der schon im alten Hegi aufgetaucht ist, und der immer wieder zu Konfusion führt.
Die Strecke zwischen Boll und der Wutachmühle sind gut und gerne 8 km, daher reicht das als Ortsangabe keinesfalls aus.
Leider gab es in der Wutachschlucht zahlreiche, teilweise bereits in der besagten Monographie von 1971 erwähnte Hangrutsche und Felsstürze (sowie den letzten 2017 bei Boll), so dass es auch daher schwer sein wird, den "richtigen" Felssturz zu finden. Derjenige von Hasemann (1955,
https://www.zobodat.at/pdf/Mitt-Bad-Lan ... 5-0207.pdf) beschriebene wäre an einer passenden Stelle, ist aber erst von 1953 und nicht aus den "Dreißiger Jahren".
Gruß Michael
Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 9:21 pm
von Anagallis
Genaugenommen ist es kein Fehler im Hegi, nur verwirrend. "Bad Boll" ist der Name einer Kapelle an der Wutach NO Boll:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=47. ... 5/8.361306
Re: Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca
Verfasst: Mo Mai 26, 2025 9:53 pm
von Kraichgauer
botanix hat geschrieben: Mo Mai 26, 2025 4:20 pm
Jedenfalls scheint Oberdorfer doch genauere Informationen gehabt zu haben
Ich würde mich nicht wundern, wenn er die Stelle selber gekannt hätte. Oberdorfer hat (mit anderen) ab den 1930er und in den 1950er Jahren die Gegend des Feldbergs und der Wutach ausführlich vegetationskundlich kartiert, das MTB Lenzkirch ist z. B. als Farbdruck in der Wutach-Monographie enthalten. Er war also von Freiburg aus ständig in der Gegend.
Gruß Michael