Hallo zusammen,
und hier noch ein wirklich netter Wiederfund für Deutschland nach langer Zeit: Taraxacum laetum.
Das ist eine Ostseeart, die praktisch ausschließlich im direkten Küstenbereich auf sandigen Moosrasen wächst, auf Rügen zusammen mit einer riesigen Kolonie Pulsatilla pratensis (subsp. pratensis). Sie ist nur aus Südschweden und Rügen bekannt. Andere Kolonien, die früher als "laetum" liefen, sind mittlerweile als eigene Arten abgetrennt (laetiforme, limbatum u.a.).
Im Mai war ich zunächst für einen Tag auf dem Mönchsgut in Südost-Rügen, wo auf gigantischen Sandmagerrasen-Hügeln ebenso gigantische Mengen von Erythrospermen wachsen, darunter gleich zwei neue Arten und zahlreiche Neufunde für Deutschland. Nachmittags schaute ich dann noch am Strand zwischen Prora und Neu-Mukran vorbei, in der Nähe der "Feuersteinheide". Dort waren wir 2023 schon mal gewesen, so dass ich mir eigentlich nichts Neues versprach. Mitnichten! Jedes Jahr ist wohl alles anders. Ich fiel beim Photographieren der Pulsatilla (letztes Jahr in einem Sandsturm schwer zu machen) über eine Kolonie eines hell blaugrünen Taraxacum, der mir sehr bekannt vorkam, weil ich ihn im Buch von Wendt & Öllgaard schon gesehen hatte. Das ist T. laetum!
T. laetum ist eigentlich leicht zu erkennen. Die Art ist nicht nur bleich bläulichgrün, sondern die Hülle sieht mit aufrechten, hellgrünen, rot bespitzten Hüllblättern eher wie eine Obliqua aus (also wie T. platyglossum) und damit ganz anders wie alle anderen Erythrospermen. Besonders charakteristisch sind auch die unten fast rötlich (nicht bräunlich) gestreiften Randblüten - auch das ist ähnlich zu Obliqua.
Die Blätter sehen etwas T. plumbeum ähnlich, sind aber sehr viel heller. So ähnlich sind nur T. limbatum (den ich auf Sylt wiedergefunden habe) und eine neu zu beschreibende Art auf dem Mönchsgut.
Die Art war vor einigen Jahrzehnten das letzte Mal auf Rügen (und Hiddensee) gefunden worden. Ich gehe aber mal davon aus, dass es noch weitere Stellen auf Rügen geben muss, wo die Erythrospermen an vielen Stellen schon lange nicht mehr kartiert worden sind.
Das war aber nicht die einzige spektakuläre Geschichte an der Stelle. Außerdem gab es dort T. wendtii neu für Deutschland, das ist eine apolline Verwandte von T. lacistophyllum. Außerdem konnte ich klären, dass eine "winzige, gezähnte lacistophyllum", mit der wir letztes Jahr beim Konzil 2023 nichts anfangen konnten, in Wirklichkeit T. dunense ist, die bisher nur aus Holland und England bekannt war. T. dunense gibt es auch an den Stränden von Sylt vielfach.
Weiter südöstlich gibt es noch kilometerlange Sandstrände (und Radwege!) z. B. entlang von Prora, die noch niemand wirklich kartiert hat. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was es da noch alles zu finden gibt...
Gruß Michael
Taraxacum laetum - Küsten-Schwielenlöwenzahn
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