Wiesenkerbel sicher bestimmen

Bestimmungsanfragen für europäische Wildpflanzen.
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Bitte immer den Fundort (Land, Stadt, Habitat etc.) und das Funddatum angeben. TIPP: Je mehr Detailbilder ihr von einer Pflanze zeigt, also zum Beispiel Gesamtaufnahme der Pflanze, Blatt + Blüte von oben und unten, Stängel unten + oben, Früchte oder weiteres, desto größer ist der Bestimmungserfolg im Forum.
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Chikita
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Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von Chikita »

Am Wochenende hab ich auf einer Wiese in der Nähe eines Flusses ein paar dieser Pflanzen mitgenommen bei denen ich mir ziemlich sicher war, dass es sich um Wiesenkerbel handelt. Meine Bestimmungsapp ergab alles von geflecktem Schierling (nur einmal bei irreführendem Bild bei dem man nur die Oberseite der Blätter gesehen hat) über Kälberkropf usw. aber eben auch dem Wiesenkerbel. Auch soll Schierling auffallend übel riechen.

Mittlerweile weiß ich, dass der Schierling unbehaart ist (auch der Wasserschierling?) und einen glatten Stängel hat. Nun hatte ich unter den Pflanzen mit grünem Stängel auch einen dabei von dem ich dachte, dass es sich um die gleiche Pflanze handelt, allerdings mit kleinen roten Flecken. Er hat auch nach späterem Nachfühlen keine so deutliche Kerbe auf der Vorderseite des Stängels. Vielleicht doch ein Kälberkropf? Der Rest ist durchgängig grün, behaart, hat eine Kerbe an der Vorderseite des Stängels (zumindest erfühlbar) und keinen für mich markanten Geruch, eher grasig.

Wie kann ich sichergehen, dass es sich tatsächlich um Wiesenkerbel handelt? Reicht die "Regenrinne" in der Mitte + Behaarung? Blüten gab es noch keine.
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abeja
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Re: Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von abeja »

Hallo,
"Pflanzen mitgenommen" klingt hier nach Verzehrabsicht. Bei Doldenblütlern würde ich davon abraten, es sei denn, man hat sicher bestimmte Pflanzen selbst ausgesät ....

Für Wiesenkerbel halte ich das nicht, der sollte nicht so rote Flecken haben. Man sieht leider den Stiel (nicht des Blattes, sondern der Gesamtpflanze) nicht richtig.
Der Stiel sollte beim Wiesenkerbel fein gerillt und hohl sein und unter den Knoten nicht oder nur ganz wenig verdickt.
Ich kenne Wiesenkerbel auch nicht mit so borstigen (stark abstehenden) Haaren.

Aber was ist es nun? Vom Blattschnitt her und vom Blattglanz her könnte ich mir Gold-Kälberkropf vorstellen (Stängel nicht gerillt, rotfleckig, unter Knoten verdickt, behaart oder nicht behaart).

https://www.blumeninschwaben.de/Zweikei ... kahl.htm#4
Zur Sicherheit würde ich aber immer versuchen, die Pflanzenarten mit Blüten und Früchten kennenzulernen. Unterschiede am Blattschnitt sind oft vorhanden, aber da braucht man viel Erfahrung.

https://www.blumeninschwaben.de/Zweikei ... rbel.htm#4
(Auf der Seite kann man allg. sich die ähnlichen Arten mal genauer anschauen.)
Viele Grüße von abeja
Chikita
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Re: Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von Chikita »

Danke! Leider hab ich kein Foto von der ganzen Pflanze gemacht aber jetzt im Nachhinein sehen allein die Stängel schon sehr unterschiedlich aus.
Gold-Kälberkropf könnte aber passen.
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Anagallis
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Re: Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von Anagallis »

Mit diesem Blattschnitt ist das ist kein Anthriscus sylvestris. Bei dieser Art sind die Blattfiedern auffällig zugespitzt, d. h. zur Spitze hin lang und schmal. Bei Chaerophyllum wirken die Blattfiedern eher etwas rundlich. Einfach aus saisonaler Betrachtung und der allgemeinen Häufigkeit ist Chaerophyllum spec. wahrscheinlich. Aber bei Doldenblütlern sollte man sich nicht zu früh festlegen. Die sind fast immer nur mit Früchten _und_ Erfahrung sicher bestimmbar. Selbst wenn ich im Feld A. sylvestris auch in diesem Zustand sicher ansprechen kann, gillt das nicht für Fotos. Vom Verzehr gesammelter wilder Doldenblütler rate ich grundsätzlich ab, weil die Familie zum einen schwer bestimmbar ist und sich darin zum anderen einige sehr giftige Arten tummeln.
Chikita hat geschrieben: Di Mai 13, 2025 12:19 am Leider hab ich kein Foto von der ganzen Pflanze gemacht
Das ist meist das wichtigste Bild für eine Bestimmung.
Auch soll Schierling auffallend übel riechen.
Tut er, aber das hängt auch immer von Nase und Tagesform ab. Ich schätze mal, wenn man Pflanzenteile in eine Plastiktüte packt, etwas wartet und dann daran schnuppert dürfte es eindeutig sein. Das ist aber kein Schierling.
Bestimmungsapp
Bei meinen Versuchen mit dem Zeugs haben die bei Doldenblütlern stets auf ganzer Linie versagt.
Dominik
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botanix
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Re: Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von botanix »

Hallo,
„Wiese in der Nähe eines Flusses“ - lässt sich das nicht genauer sagen? Z.B. „Lahnaue westlich Gießen, 160 m“, oder die Koordinate aus den Fotos oder google-maps? Höhenlage? Als Standortbeschreibung halbwegs ok, als Fundort nicht.
Macht bei der Artenauswahl schon einen Unterschied ob wir das regional eingrenzen können, Norddeutsches Flachland, Oberrhein, Ostdeutschland oder Bayern z.B..
Aufgrund der wenigen Details, insbesondere der etwa 2 mm langen Behaarung der Blattunterseite wäre mein Vorschlag Chaerophyllum bulbosum, in Auenwiesen niedriger Lagen (Mittelhessen bis 250 m) häufig. Die Behaarung fehlt an Austriebsblättern und oft auch an Blättern am Blütenstand, ist jetzt an den neuen Blättern stets vorhanden. http://blumeninschwaben.de/Zweikeimblae ... 4lberkropf (letzte Fotos).
Anthriscus sylvestris blüht hier zur Zeit, der Stängel ist kantig gerillt und fein kurzhaarig, die Blattunterseite kahl, kann es nicht sein.
Grüße
Peter
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Chikita
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Re: Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von Chikita »

Genaue Koordinaten hab ich keine, da ich die Funktion auf meinem Handy deaktiviert habe, aber es war in Gera Debschwitz an der weißen Elster falls das etwas bringt?
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botanix
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Re: Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von botanix »

Hallo,
Hier: https://www.floraweb.de/shiny/florakart ... &loadatlas
Art ins Suchfeld eingeben, deine TK ist etwa 5138, Punkt antippen, dann wird TK (erste vier Zahlen) plus erster Quadrant angezeigt. So lässt sich schon mal grob abschätzen ob die Art im Gebiet vorkommen kann oder ob der Fundort meilenweit vom Verbreitungsgebiet entfernt ist. Auch das ist möglich, jedoch sollte dann immer sorgfältig nachbestimmt werden.
Chaerophyllum bulbosum wäre demnach möglich.
Grüße
Peter
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Chikita
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Re: Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von Chikita »

Heute nochmal am gleichen Ort. Knolliger Kälberkopf? Der Stängel sieht danach aus, hat aber auch keine Kerbe in der Mitte wie bei einigen der anderen Pflanzen.
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Aber das hier? Auch Kälberkopf oder doch Wiesenkerbel?
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Trotz vielen Videos anschauen blick ich immer noch nicht ganz durch.
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botanix
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Re: Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von botanix »

Hallo,
botanix hat geschrieben: Di Mai 13, 2025 5:10 am Aufgrund der wenigen Details, insbesondere der etwa 2 mm langen Behaarung der Blattunterseite wäre mein Vorschlag Chaerophyllum bulbosum
Hast du Fotos der Blattunterseite gemacht oder mal eine Pflanze herausgezogen und nachgesehen ob eine kleine Knolle vorhanden ist?
Gruß
Peter
alte Botanikerweisheit: man sieht nur was man kennt
Chikita
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Re: Wiesenkerbel sicher bestimmen

Beitrag von Chikita »

Daran hab ich leider nicht gedacht, aber eine auffällige Knolle hab ich bisher noch nicht gesehen, nur Pflanzen mit teilweise sehr borstigen rotgefleckten Stängeln und solche wie in den letzten Bildern. Ansonsten kann ich keine Unterschiede erkennen.
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