BlonBoah hat geschrieben: Mi Nov 20, 2024 8:57 pm
Dann gibt also (wenn überhaupt) das Mal-Zeichen Auskunft über den Einbürgerungs-Status.
Auch das ist schlichtweg falsch, sorry. Der Hybrid-Status hat rein gar nichts mit dem Einbürgerungsstatus (z. B. eines Neophyten) zu tun. Du meintest wohl den "Stabilisierungs-Grad" (den Term gibt es offiziell nicht). Das ist aber was ganz Anderes. Wenn ein Hybrid sich von alleine vermehrt und sich im Freiland wie eine vollgültige Art verhält, die sich "sortenrein" vermehrt, dann gilt er als stabilisiert, und man kann irgendwann mal das Hybridzeichen weglassen. Viele, wenn nicht die meisten unserer Arten, haben mal als solche Hybriden angefangen (z. B. 98 % der Brombeeren), und vor allem alle Polyploide.
BlonBoah hat geschrieben: Mi Nov 20, 2024 8:57 pm
Wieso führt das zur Verwirrung, wo das Hybridzeichen doch kein fester Namensbestandteil ist?
Oder meinst du mit „Verwirrung“, dass man nicht mehr weiß, ob die Art jetzt einen hybridogenen Ursprung hat oder nicht?
Vielleicht habe ich das weiter oben zu missverständlich formuliert, deswegen:
Doch, das Hybridzeichen ist (!) ein fester Namensbestandteil und darf eigentlich nicht weggelassen werden, oder die Art wird vom Hybrid-Status formal in den Status einer normalen Art versetzt, das ist so ähnlich wie eine Umkombination und muss hinten mit "pro hybr." gekennzeichnet werden (bzw. umgekehrt "pro spec."). Das ist alles reichlich kompliziert.
Was ich mit "verwirrend" meinte, ist die Tatsache, dass einige Arten in der Buttler-Liste als Arten ohne Hybridzeichen geführt werden (Beispiel: Salix rubens), während sie woanders dieses noch haben (Salix ×rubens). Das kann beim Suchen und auch ansonsten bei der Bewertung erhebliche Konsequenzen haben (Hybriden werden meist nicht in Gefährdungskategorien geführt, etc.). Salix (×)rubens ist sowieso eines der besten Beispiele für einen solchen Grenzfall: die Art ist stabilisiert, überall häufig und meist sehr viel häufiger als der eine Elter Salix fragilis. Kein Vergleich zu einer seltenen, nur temporär auftretenden Spontanhybride.
Ein weiteres Beispiel über "Hybridzeichen oder nicht", das ungemein strittig ist, sind die hybridogenen Diphasiastrum-Bärlappe (oellgaardii, issleri, zeilleri). Eigentlich sind es polyploide, sterile und nur vegetativ vermehrende F1-Hybriden, aber ab und zu scheint einer davon das zu vergessen, und es entstehen triploide Sekundärhybride... Näheres z. B. von Karsten Horn in der neuen Flora von Bayern.
Uff, jetzt hoffe ich, dass ich keinen zu großen Mist verfasst habe, auf den sich die echten Spezialisten jetzt stürzen können. Ich hab's aber bewusst versucht, allgemeinverständlich zu formulieren. Manfrid hat sicher noch Einwände.
Gruß Michael