Takhtajaniantha austriaca = Scorzonera austriaca

[botanix]

Hallo,
Weitere Literaturstelle von Oberdorfer:
Erich Oberdorfer (1943): Die Pflanzengesellschaften der Wutachschlucht – Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland – 8: 22 - 60.

Scorzonera_austriaca_S-28.jpg (111.98 KiB) 233 mal betrachtet

Neues: Der Felsabbruch muss also vor dem 27.4.1939 passiert sein, die Vegetationsaufnahme wurde auf 600 m Höhe gemacht und Oberdorfer musste die genaue Stelle, an welcher Scorzonera austriaca wuchs, kennen, weil er S. austriaca, obwohl seit dem Felsabbruch verschollen, in seine Tabelle aufnahm.

Zu Georg Kummer fand sich eine Literaturstelle (Nachruf) mit dem Hinweis:
"Seine grosse Pflanzensammlung übergab er dem Botanischen Museum der ETH, nachdem er zuvor für die Naturforschende Gesellschaft ein ca. 6000 Bogen umfassendes Typenherbarium ausge-schieden hatte, das nun vor allem Kantonsschülern, Lehrern und weiteren Interessenten zur Verfügung steht und das in den letzten Jahren vor allem durch Samuel Bächtold in Schleitheim weiter aus-gebaut wurde. — Später hat Georg Kummer auch seine wissenschaftliche Korrespondenz, darunter den Briefwechsel mit Walo Koch, der genannten Gesellschaft zugeeignet".[der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen]

Im Herbar der ETH (Zürich?) und dem ausgegliederten Typenherbarium müsste nach Scorzonera austriaca Belegen aus der Wutachschlucht gesucht werden.

Kummer schreibt in den Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen, Band 21, 1946, "Die Flora des Kantons Schaffhausen mit Berücksichtigung der Grenzgebiete, 7 Lfg (Schlußlieferung) mit 9 Tafeln" tatsächlich:

Kummer_1946_Scorzonera_austriaca.jpg (39.53 KiB) 233 mal betrachtet

Er erwähnt also die ihm von Oberdorfer 1943, 1971 und noch 1994 zugeschriebene Entdeckung des S. austriaca Fundorts in der Wutachschlucht nicht!

Nun sind im Herbarium der ETH Zürich die Belege bereits digitalisiert und so habe ich eben Scorzonera austriaca mit Sammler Kummer abgefragt [https://www.herbarien.uzh.ch/de/belegsuche.html]. Es sind vier Belege vorhanden und einer [Herbar-ID ZT-00233099] ist aus Deutschland:

Kummer_Schede_Scorzonera_austriaca_Wutachschlucht.jpg (117.9 KiB) 233 mal betrachtet

"Wutschschlucht zwischen Bad Boll und Wutachversickerung, Gem. Ewattingen. Neumann-Weg. 28.7.1926"

Der Beleg, bitte selbst abfragen, zeigt m.E. den für Scorzonera austriaca typischen Faserschopf, den die anderen in D vorkommenden Arten nicht haben. Auffällig sind an dem vegetativen Beleg jedoch die über 40 cm langen Blätter, passt das zu S. austriaca als Felsbandbewohnerin?
Rätselhaft bleibt weiterhin warum Kummer in seiner Flora den eigenen Fund verschweigt oder zumindest, da ja schon im HEGI und bei Oberdorfer erwähnt, im Falle einer Fehlbestimmung nicht korrigiert. Der Beleg wurde wohl von [Walo] Koch mit Fragezeichen nachbestimmt.

Grüße
Peter

[Anagallis]

Gut, dann wäre das Suchgebiet schon mal reduziert auf die Strecke zwischen Bad Boll und der Wutachversickerung, und beschränkt auf südexponierte Hänge.

https://www.openstreetmap.org/#map=17/4 ... 4/8.404616

Die Höhenangabe ist wohl zu grob, um zu helfen. Openstreetmap kennt den Neumann-Weg bzw. "Rettungsweg N":

https://www.openstreetmap.org/way/32908 ... 48/8.39986

Aber wie paßt ein Weg auf der Südseite des Flusses zu "S-exponierte Felsbandgesellschaft"?

Der Beleg ... zeigt m.E. den für Scorzonera austriaca typischen Faserschopf, den die anderen in D vorkommenden Arten nicht haben. Auffällig sind an dem vegetativen Beleg jedoch die über 40 cm langen Blätter, passt das zu S. austriaca als Felsbandbewohnerin?

Keine Ahnung, mehr als die Fotos im ersten Beitrag kenne ich nicht. 28.7. ist sehr lang nach der Blütezeit; vielleicht verlängert die Art nach der Blüte ihre Blätter? Die Blätter auf den Fotos oben sind nicht länger als 20 cm.

[botanix]

Hallo,
die Zeichnung des Faserschopfs von S. austriaca in der tschechischen Kvetena Bd. 7 sieht dem Herbarbeleg recht ähnlich. Bei den anderen Arten deutlich anders.
Die Blattlänge ist bei blumeninschwaben auch recht unterschiedlich.
Weg südlich Wutach und südexponierter Fundort: die vielen Schleifen der Wutach. Vielleicht sind an der Oberkante der Schlucht Bereiche vor Jahrtausenden anders von der Wutach erodiert worden, das dort auch kleinräumig plusminus Südexposition vorherrscht.
Der Fundort ist nun seit hundert Jahren durch Felsabbruch verschollen bzw. zerstört. Wenn noch eine weitere erreichbare Wuchsstelle (in relativer Wegnähe) existieren sollte, warum ist sie dann bis heute nicht bekannt geworden? Wo der Hinweis auch noch im früher unter Botanikern recht verbreiteten Oberdorfer stand? Trotz Arealrand und nur noch zweier schwach besetzter Fundorte heute noch eine neue Wuchsstelle zu finden, das wäre eine Sensation.
Grüße
Peter

[Anagallis]

Versuch macht kluch. Irgendwie muß man sich ja die Zeit vertreiben. Der Verlauf der Wutach sieht auf der heutigen Karte übrigens deutlich anders aus als auf dem historischen MTB.